Naturkundliche Exkursion im Naturschutzgebiet Hohe Wann: Ein Paradies für Schmetterlingsfreunde

Dr. Birgit Binzenhöfer, Gebietsbetreuerin für die Natura 2000-Schutzgebiete im Landkreis Haßberge und Regional-Koordinatorin für das bundesweite Schmetterlingsmonitoring, führte kürzlich die 6. Klasse der Mittelschule Zeil/Sand  durch das Naturschutzgebiet Hohe Wann.
Dieses zählt zu den größten Naturschutzgebieten Bayerns und erstreckt sich entlang des Haßbergtraufs zwischen Zeil und Königsberg. Die Region zeichnet sich durch blütenreiche Magerrasen, Streuobstwiesen und ausgedehnte Laubholzwälder aus und bietet zahlreichen bedrohten Pflanzen- und Tierarten, darunter viele Insektenbestäuber wie Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen, einen idealen Lebensraum.

Während der Exkursion wurden den Schülern verschiedene Schmetterlingsarten vorgestellt, darunter Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Distelfalter. Dr. Binzenhöfer erklärte den Lebens- und Entwicklungszyklus der Schmetterlinge, der von Ei über Raupe und Puppe bis zum ausgewachsenen Schmetterling reicht, sowie den Unterschied zwischen Tagfaltern und Nachtfaltern.

In Deutschland gibt es sechs verschiedene Tagfalter-Familien: Weißlinge, Bläulinge, Edelfalter, Dickkopffalter, Ritterfalter und Würfelfalter. Nachtfalter-Familien tragen teils humorvolle Namen wie Spinner, Spanner und Schwärmer, wobei einige Arten wie das Taubenschwänzchen auch tagaktiv sind.

Die Kleine Wann, ein Teil des europaweit bedeutsamen Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiets, wird traditionell extensiv bewirtschaftet. Diese Pflegeform, die nur ein- bis zweimalige Mahd oder Beweidung mit geringem Viehbesatz und Verzicht auf Dünger und Pflanzenschutzmittel beinhaltet, bewahrt die kräuterreiche Kulturlandschaft.

Die Schüler hatten die Möglichkeit, Schmetterlinge mit einem Kescher zu fangen und in Becherlupen zu betrachten, bevor sie wieder schadlos freigelassen wurden. Bei strahlendem Sonnenschein wurden zahlreiche Individuen von Schachbrett, Großes Ochsenauge und Kleiner Kohlweißling gesichtet. Auf der Bergkuppe flogen zudem Braunkolbiger Dickkopffalter, Senfweißling und Kleiner Heufalter. Unter den Nachtfaltern konnte das auffällige Sechsfleck-Widderchen entdeckt werden. Seine rot-schwarze Färbung signalisiert Giftigkeit gegenüber Fressfeinden.

Anspruchsvollere Schmetterlingsarten, wie Bläulinge oder Scheckenfalter konnten jedoch nicht beobachtet werden. Durch die extrem trocken-heiße Witterung der letzten Jahre sind viele ihrer Futterpflanzen in Sommer verdorrt. Der zu warme Winter und die ausgiebigen Regenfälle im Frühjahr und in den letzten Wochen ließ viele Raupen- und Puppenstadien verpilzen. Der witterungsbedingte Insekten- und Schmetterlingsschwund macht selbst in Schutzgebieten nicht halt, auch wenn einzelne Arten von der Klimaerwärmung profitieren. So wie die Blauschwarze Holzbiene, die in den letzten Jahren nun auch in unserer Region heimisch geworden ist und am Wegrand entdeckt wurde. Unter dem Zirpen der Grillen und dem Gesang des Pirols machten sich die Schüler auf dem Heimweg.

 

Die Gebietsbetreuung wird durch den Bayerischen Naturschutzfond gefördert. Träger ist der BUND Naturschutz Bayern e.V.